Hallo Jakini,
wir haben im Dezember erst eine Kätzin aus einer Qualzucht zu unserer Smilla dazugenommen, von der wir wußten, daß sie krank ist, allerdings nichts ansteckendes hat. Eine Katzenvemehrerin (manche nennen es Züchterin) in Ulm hielt auf 100qm ca. 70 Katzen, fast alles Norwegische Waldkatzen, ein paar Birmchen und BKHs auch, und ein paar Hunde. 50 Katzen waren beschlagnahmt worden, davon mußten ca. 10 eingeschläfert werden. Alle hatten "nur" Schnupfen (keinen Katzenschnupfen), viele Giardien (parasitäre Einzeller im Darm), alle waren in schlechtem Zustand. Skrållan hatte noch dazu ein so schwer entzündetes Gebiß, daß sie nicht mehr fressen konnte. Es hat sehr, sehr viel Zeit und Kraft gekostet, um sie aufzupäppeln und gesund zu bekommen. Im März/April kam dann aus der gleichen "Zucht" Lasse dazu, der zwischendurch bei anderen Katzeneltern war, sich dort aber nicht mit dem Altkater vertragen hat. Er hat, vermutlich aufgrund einer mangelhaft durchgeführten Grundimmunisierung beim Impfen, uns Katzenschnupfen eingeschleppt. Es erkankten nacheinander alle drei Tiere, wir mußten strengste Quarantäne halten und sehr viel Zeit für die Tiere aufwenden. Lasse mußten zwischenzeitlich noch fast alle Zähne gezogen werden.
Es hat bis Mitte Juni gedauert, bis die Katzen symptomfrei waren, und erst jetzt können sie Impfung für Impfung geimpft werden, immer mit vier Wochen Abstand, um das Immunsystem nicht zu überfordern. Und wir haben, seit Skrållan zu uns kam, bisher bereits locker über 2000,- Euro Tierarztkosten zusammen, von Spezialnahrung und anderen Extras ganz zu schweigen.
Ich möchte auf Folgendes hinaus: Du schreibst selbst, daß Du Katzenanfängerin bist, aber auch, daß Du Kinder hast. Du mußt Dir klarmachen, daß Du mit einer Katze, die bereits krank ist, Dir möglicherweise sehr, sehr viel Arbeit auflädst, und daß die Kosten für den Tierarzt enorm werden können. Das muß nicht sein - aber ich bin der Meinung, man muß darauf vorbereitet sein. Und man muß in der Lage sein, sich notfalls entsprechend um die Tiere zu kümmen. Man muß sich auch klar darüber sein, was im nächsten Urlaub passiert, wenn die Katzen bis dahin nicht gesund sind - hat man eine Betreuung, die diese Belastung ggf. mit übernimmt? Was aber auch ganz ganz wichtig ist: ist die Familie, besonders der Partner, bereit und in der Lage, das mitzutragen? Wenn die Katzenpflege vorgeht, weil ein Tier krank ist? Oder wenn die TA-Kosten unerfreulich hoch sind?
Ich kann Deine Gefühle und Dein Mitleid mit einer Katze aus Spanien gut verstehen. Ich stehe zwar ganz persönlich dem "Import" von notleidenen Tieren sehr skeptisch gegenüber, da auch hier bei uns die Tierheime überlaufen und es Abertausende von Tieren gibt, die ein trauriges Leben fristen. Aber das soll an dieser Stelle nicht diskutiert werden.
Und es ist mir ja genauso gegangen - meine ursprüngliche Motivation, Skrållan zu nehmen, war Mitleid. Daß sie krank sein würde, hab ich relativ gelassen mit dem Gedanken abgetan, ich hab Katzenerfahrung und es wird schon nicht so schlimm sein. Sie hat ja nur Schnupfen und Durchfall. In den ersten zwei Wochen war ich fast rund um die Uhr mit ihr beschäftigt, weil sie auch zwangsernährt werden mußte. Genauso war ich nach Ausbruch des Katzenschnupfens die ersten zwei Wochen lang auch fast ausschließlich mit Katzenpflege und etwas Haushalt beschäftigt. Kinder haben wir keine, nur am Rande bemerkt. Und sosehr ich mir welche wünsche, in dem Moment war ich sogar froh: ich hätte sie gnadenlos vernachlässigen müssen, ich hatte nicht mal Zeit, zu kochen oder einkaufen zu fahren.
Ich möchte Dich nicht verschrecken, ich freue mich für jede Katze, die ein neues Zuhause findet. Aber da Du uns um Rat fragst, möchte ich Dir von meinen Erfahrungen etwas vermitteln und Dich bitten, Dir in Ruhe und genau zu überlegen, worauf Du Dich einläßt.
Wenn, nach sorgfältigem Überlegen, Du Dich gegen eine Katze aus Spanien bzw. eine kranke Katze entscheiden solltest, möchte ich Dir noch sagen, daß Du kein schlechtes Gewissen zu haben brauchst. Vielleicht wird man versuchen, Dir das einzureden, aber zieh Dir diesen Schuh nicht an. Es ist keinem, auch nicht der spanischen Katze, geholfen, wenn Du es nicht schaffen solltest etc. Jeder, der vernünftig überlegt, wird Dich verstehen. Und in diesem Fall gibt es genug nicht kranke Katzen in Not, denen Du helfen kannst.
Wenn Du Dich doch für Negra entscheidest, dann mach weiter auf dem Weg wie bisher

: man kann sich gar nicht genug informieren und lesen über das, was einem bevorsteht und was man alles tun kann. Such Dir einen sehr guten Tierarzt, und wenn Du Zweifel hast, scheu Dich nicht, ihn zu wechseln. Und: nimm es mit anfänglicher Quarantäne und Hygiene supersupergenau, gerade wegen der Pilzgeschichte.
Ich bereue es übrigens nicht, die beiden zu uns genommen zu haben, vor allem nicht nachdem ich sehe, wie gut es ihnen geht und wie wohl sie sich fühlen. Das einzige, was mir sehr leid tut, ist, daß Smilla durch die Krankheit der anderen sehr zu kurz gekommen ist. Sie hat sich sehr zurückgezogen, und mir fehlte oft die Kraft und die Zeit, mich ihr intensiver zu widmen. Das war nur anders, als sie selbst angesteckt wurde...

Ich habe den Fehler gemacht, den am Anfang so gesund aussehenden Lasse nicht in Quarantäne zu nehmen, weil er so verstört war.
Jetzt erst, Mitte August, fängt bei uns die Normalität wieder an. Seit Freitag dürfen die beiden Neuen auch raus, und Smilla taut langsam wieder auf und ist bereit, die anderen zu akzeptieren. Sie hat die letzten Monate ansonsten fast nur in unserem Schlafzimmer und draußen gelebt.
Ganz normal wird es aber nie wieder werden. Alle drei können jederzeit wieder Katzenschnupfen bekommen, und Lasse und Skrållan sind noch dazu Allergiker und haben beide Asthma.
Viele Grüße,
Neckarhex