Tja, Cosette (so heißt sie) hat uns alle sehr erstaunt!!
Im Mai 1993, es war ein langes WE, Fronleichnam oder so, hatte ich "Sturmfrei": die Eltern waren an die See gefahren. Meine Freundin rief mich an, die Nachbarn ihrer Oma hätte kleine Kätzchen, und es seien kranke dabei, die sollten eingeschläfert werden... DA mußten wir natürlich hin.
Soweit ich das als 15-jährige beurteilen konnte, ging es der Kätzin nicht so gut, sie schien schon betagt zu sein und hatte 6 Kitten, die sie anscheinend überforderten. 3 waren "normal", die 3 anderen hatten definitiv eine Behinderung, fielen nur von einer Seite auf die andere, konnten nicht laufen! Sie sollten eingeschläfert werden, deswegen haben wir 2 davon direkt eingepackt, obwohl sie noch recht jung waren. (Das dritte behinderte Kitten machte einen zu schlechten Eindruck, ist wohl auch noch am selben Tag gestorben...)
Das Kätzchen meiner Freundin hat es leider auch nicht geschafft, es hatte einfach nicht genug Kraft, und ist nach ein paar Tagen im Schlaf gestorben.
Cosette hatte mehr Glück. An dem Samstag habe ich erstmal schnell noch Futter besorgt und sie zu Hause betüddelt. Ich musste weinen und lachen gleichzeitig, sie konnte wirklich gar nicht laufen, fiel immer um, maunzte, schnurrte, fauchte... und hatte einen gehörigen Appetit

Sonntag abend kamen dann meine Eltern wieder, und nach einer kurzen Abwehrphase ("Nein, keine eigene Katze...") hatten sie doch ein Herz und gaben Cosette eine Chance. Montags wurde sie dem Tierarzt vorgestellt, da hatte ich vielleicht einen Bammel!
Ich hatte furchtbare Angst, er würde sie einschläfern wollen, "damit sie sich nicht quält". Aber er hat ihr eine Chance gegeben, wenn auch ohne große Hoffnung. Ein paar Wochen hat er ihr gegeben "Organdefekte seien nicht auszuschließen..." und er hat
nicht Recht behalten!!!
Cosette ist jetzt über 10 Jahre alt und für ihre Verhältnisse topfit. Sie lehnt sich auch immer wo es geht an, macht Klimmzüge, und wenn sie der Hafer gestochen hat, schlägt sie Purzelbäume....

Das Laufen hat sie übrigens nicht von alleine gelernt: Sie fiel zwar immer um, aber einen gewissen Bewegungsdrang konnte man schon ausmachen: sie rutschte immer schutzsuchend unter den Schrank. Ich hab sie aber immer weiter vom Schrank weggesetzt, wochenlang. Ob das "richtig" war, weiß ich nicht, aber es hat funktioniert. Am Ende des Sommers konnte ich sie in die hintere Ecke des Gartens setzen, und sie ist zielstrebig ins Haus marschiert (damals noch mit sehr viel umfallen). Unter den Schrank wollte sie da aber schon nicht mehr, das Wohnzimmer reichte bald als "Schutz" aus. Dann war es irgendwann das ganze Haus, und im nächsten Frühjahr war sie von Ausflügen auf eigene Faust nicht mehr abzuhalten.
Mittlerweile ist sie etwas seltsam geworden, faucht schonmal aus heiterem Himmel, aber die meiste Zeit ist sie sehr verschmust.
Was nun wirklich die Ursache war? Das wissen wir nicht. Sauerstoffmangel bei der Geburt, zu alte Kätzin, zu viele Kitten? Gerade deswegen bin ich auch an ähnlichen Geschichten interessiert, ich persönlich habe aber noch nie jemanden kennengelernt, der von sowas schon gehört hatte.
Liebe Grüße
Daniela