Hallo zusammen,
im großen und ganzen kann ich mich Russian nur anschließen. Bei einer Rassekatze ohne Stammbaum ist mit ziemlicher Sicherheit insbesondere am "Züchter" (bzw. Vermehrer) etwas faul, denn wäre mit seinen Verpaarungen und seiner Aufzucht alles okay, bräuchte er sich einer Kontrolle nicht zu entziehen. Dennoch sind natürlich wie gesagt Katzen ohne Stammbäume nicht weniger "wert", allesamt - egal ob Stammbaum oder nicht - sind sie liebevolle Hausgenossen und Weggefährten. Allerdings bin ich persönlich der Meinung, daß man anstelle einer "günstigen Rassekatze ohne Papiere" dann doch lieber eine Katze aus dem Tierheim nehmen sollte, damit tut man der Katze und dem Tierschutz einen Gefallen. Oder eben eine Rassekatze vom seriösen eingetragenen Züchter - auch wenn sie ein paar Taler mehr in der Anschaffung kostet, es ist es wert, wenn man weiß, wo das Tier herkommt, und daß man ein gesundes Kätzchen bekommt.
Zum Thema "keine bzw. wenig Inzucht bei Hauskatzen" wollte ich gern noch etwas loswerden. Sicher gibt es zahlenmäßig mehr Haus- als Rassekatzen, aber gerade bei Kätzchen, die man sich von "irgendeinem" Bauernhof holt, ist die Gefahr der Inzucht in den Vorfahren relativ hoch. Denn freilaufende Katzen - gerade in den ländlichen Gegenden - haben ihre ganz bestimmten Reviere. Und werden die Kleinen nicht ertränkt oder erschlagen (Verzeihung), sondern werden tatsächlich groß und bleiben in demselben Revier wie ihre Vorfahren (ich meine nicht nur ein und denselben Hof, sondern sie streunen ja kilometerweit), so bestehen recht gute Chancen, daß die eine Kätzin vom Opa gedeckt wird, der Sohn sich mit der Mutter oder Tante verpaart, Papa auf Tochter springt oder sogar Bruder und Schwester kleine Babies machen. Die Zahl der Totgeburten oder kranken/nicht lebensfähigen Kitten dürfte hier wohl eine einzige Dunkelziffer sein. Denn die Katzen werfen irgendwo im Stall, auf dem Heuboden oder in einem anderen Versteck. Werden Kätzchen z. B. tot geboren, so läßt die Mutter sie zurück bzw. nimmt sie nicht an und sie werden ggf. von Mardern, Füchsen usw. geholt.
Das hört sich alles etwas dramatisch an, ist aber Tatsache. Nur weiß eben niemand, wie genau bzw. wie oft und mit wem diese Fortpflanzungen stattfinden und wie oft kranke oder tote Kätzchen geboren werden. Selbst, wenn ein Bauer mal welche finden sollte - entweder kriegen sie die Hunde oder sie landen auf dem Müll. Von daher sollte man bei Hauskatzen (wie gesagt - insbesondere aus ländlichen Gegenden) nicht immer davon ausgehen, daß diese ja nicht aus Inzucht stammen können, weil sie keine Rassekatzen sind

. Das soll jetzt hier auch kein Rufmord an Bauern sein *g*, aber leider sind ja sehr viele so grausam.
Abgesehen davon bedeutet ein gewisser "Inzuchtkoeffizient" noch lange nicht, daß die Katze aufgrund von "Inzucht" krank ist. Denn wenn eine Rassekatze im Stammbaum z. B. 2 x denselben Vorfahren hat, ist das noch lange keine "Inzucht", sondern wohl eher sog. "Linienzucht". Wer sich gut mit Genetik auskennt und ein erfahrener Züchter ist, der weiß sehr gut, welche Vertreter er einer Linie mit wem verpaaren darf und mit wem nicht. Das heißt nicht, daß der Bruder die Schwester deckt oder die Mutter den Sohn (ist von den Vereinen ohnehin untersagt), sondern einfach nur, daß ganz besonders typvolle und gesunde (!) Vertreter einer oder zweier Linie/n in verschiedenen Generationen immer mal wieder auftauchen, weil sie besonders "gut vererben" und die Linie verbessern. Von daher: Wenn man eine Rassekatze erwerben möchte und läßt sich den Stammbaum zeigen, in dem man einen oder mehrere Vorfahren findet, die mehrfach auftauchen, darf man auch nicht gleich davon ausgehen, daß diese Katze "aus Inzucht" stammt und ganz bestimmt krank ist. Man muß schon kritisch sein und ggf. auch mal beim Züchter nachfragen.
Alles in allem wollte ich eigentlich zum Ausdruck bringen, daß
a) eine Hauskatze nicht zwangsläufig _nicht_ aus Inzucht stammen muß (daß sie evtl. aus einer stammt, heißt natürlich auch nicht, daß sie zwangsläufig krank sein muß) und
b) eine Rassekatze mit einem gewissen Inzuchtkoeffizienzen im Stammbaum manchmal gesünder sein kann als eine, bei der ausschließlich Outcross (also nur einander fremde Linien/Vertreter) im Stammbaum zu finden ist.
Aber egal wie: Alle Katzen sind gleich viel "wert" und jede einzelne ist etwas ganz besonders - ganz gleich, wie ihre Vorfahren "aussahen"

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Viele Grüße