Magic
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Erfahrungsbericht Micky
Der Anfang
Ende Februar/Anfang März 2004 begann Micky plötzlich zu humpeln. Sie trat auf ihr rechtes Hinterbein nicht mehr auf, Berührungen dort taten ihr weh. Einen Unfall, bei dem sie sich verletzt hatte, habe ich nicht gesehen, wobei ich den ganzen Tag arbeite, es also auch während meiner Abwesenheit passiert sein könnte – einen Sturz vom Schrank, so vermutete ich.
Der Besuch beim Tierarzt brachte Micky einen strammen Verband, fast wie ein Gips, und den Verdacht auf eine Sehnenzerrung ein. Außerdem war es eine sehr schmerzhafte Untersuchung, da der Tierarzt das Bein recht unsanft zog und drehte. Micky hasst seitdem die Fahrt zum Tierarzt. Nach insgesamt 4 Wochen „Gips“ und mehreren erfolglosen Tierarztbesuchen (der Verdacht schwankte mehrmals zwischen Knochenbruch und Sehnenzerrung) und der Verabreichung von Arnika-Globuli wechselte ich zu einem anderen Tierarzt, einer Frau, die mir von einer Freundin empfohlen wurde, da ich die Untersuchungen, die jedes Mal sehr schmerzhaft waren, nicht mehr mit ansehen konnte und die ich Micky nicht mehr länger zumuten wollte. Zudem brachte die Behandlung null Erfolg, Micky trat nach wie vor nicht auf ihr Beinchen auf.
Die Diagnose
Der Besuch bei der neuen Tierärztin verlief viel freundlicher und wie mir schien kompetenter. Sie fasste Micky ganz anders an, viel liebevoller, zerrte gar nicht an ihrem Beinchen herum. Sie war ziemlich entsetzt über meinen Bericht von 4 Wochen Gips und die bisher fehlende Röntgenaufnahme. Sie machte sofort eine Röntgenaufnahme (Micky biss sie dabei in die Hand, was von der TÄ mit größtem Verständnis für Micky und ihrer Angst und ihren Schmerzen kommentiert wurde).
Die Röntgenaufnahme sah aus, wie wenn ein Stück Knochen im Bein fehlt. Die TÄ hatte sofort einen Verdacht und schickte mich samt Micky und Röntgenbild zu der ansässigen Tierklinik, mit der sie in Problemfällen öfter zusammenarbeitet. Der TA dort sah sich kurz das Bild an und sagte sofort, dass es sich mit höchster Wahrscheinlichkeit um einen Tumor handelt und dass es zwei Möglichkeiten gibt:
- eine Probe zu entnehmen, diese an ein Labor zu schicken, dann wüsste man es innerhalb von 2 Wochen sicher. Nachteil: schmerzhaft für Micky
- noch 2 Wochen warten, dann eine neue Röntgenaufnahme machen, anhand der Veränderung könne man dann auch eine genaue Diagnose stellen
Ich entschied mich für die zweite Möglichkeit, weil ich Micky zunächst eine OP mit Narkose ersparen wollte. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass bei mir eine Welt zusammenbrach und ich schon in der Tierklinik zu heulen anfing, und ganze zwei Tage bei jedem Blick auf Micky sofort in Tränen ausbrach. Krebs bedeutete für mich: Micky überlebt das nicht.
Nachdem ich mich einigermaßen gefasst hatte, begann ich mich im Internet umzusehen, ich stieß auf viele sehr interessante Seiten und auf das Forum hier – was für ein Glück!!!
Ich begann wieder Hoffnung zu schöpfen und dachte über einen Ausweg nach. Sehr bald kam ich auf die Idee, man könnte doch das Bein amputieren, sollte es wirklich Krebs sein. Ich hatte Berichte im Internet gelesen und auch meine Mutter bestätigte mir, dass eine Katze mit 3 Beinen hervorragend leben kann.
Nun gut, nach 2 Wochen erneut eine Röntgenaufnahme, die kein eindeutiges Ergebnis brachte, wieder 2 Wochen später eine erneute Röntgenaufnahme und nun war deutlich zu sehen, dass noch mehr des Knochens fehlte. Damit war klar, dass es sich um einen Tumor handelte.
Die TÄ zählte mir die Möglichkeiten auf:
- Micky solange leben zu lassen mit Schmerzmitteln, bis es nicht mehr geht wegen den Schmerzen (wie hässlich sich das anhört!!!!)- kam nicht in Frage für mich
- eine Chemotherapie – das kam für mich ebenfalls nicht in Frage, diese langwierige Behandlung wollte ich meinem Liebling nicht antun
- eine Beinamputation- das war meine bevorzugte Behandlung und wir vereinbarten einen Termin
Die Operation
Eine Woche danach war es soweit, ich brachte Micky Freitag Nachmittag zur TÄ (sie hatte mir übrigens freigestellt, ohne böse zu sein, ob ich die OP bei ihr oder in der Tierklinik machen lassen will). Da ich ihr sehr vertraute und sie eine solche OP schon ein paar Mal durchgeführt hatte, entschied ich mich für sie. Ich war sehr nervös, als ich meine kleine Maus dort abgeben musste. Abends rief ich in der Praxis an und bekam die Auskunft, dass die OP sehr gut verlaufen ist und dass Micky nun schlafe. Am Samstag Früh konnte ich meine kleine Micky abholen. Mir standen vor Rührung die Tränen in den Augen, als sie auf mich zuhumpelte, mit diesem riesigen Trichter um den Hals und dem geschorenen Fell. Sie kam auf mich zu und schnurrte und schnurrte und köpfelte an mein Bein!!!! Das ganze Team in der Praxis war hellauf begeistert, wie gut sie schon lief. Das Bein allerdings musste ganz amputiert werden, da nun etwas oberhalb der bisherigen Tumor-Stelle am Sprungbein ebenfalls eine „böse“ Stelle war.
Die ersten Tage zuhause
Micky war sichtlich froh, wieder zuhause zu sein und verließ sofort ihre Transportbox. Ich hatte ein wenig Bedenken, wie mein Kater Sammy reagiert, wenn er Micky mit dem Trichter und so anders aussehend trifft. Alle Sorgen unbegründet, er ließ sie in Ruhe, schnüffelte nur kurz, das war’s. Es schien, als ob er spürte, dass sie krank ist und er sie in Ruhe lassen muss. Es gab solange sie den Trichter trug und solange die Fäden drin waren keine Prügeleien o.ä. Vielleicht hatte er auch Angst vor ihr.
Micky wollte sich zunächst unter der Couch verkriechen, kam aber wegen dem Trichter nicht hinein. Ich baute ihr daher eine Höhle, in der sie sich ein paar Stunden verkroch, danach nie wieder. Sie hatte große Probleme mit dem Trichter und wollte ihn immer loswerden, ich band ihn also mit einem Verband auch unter dem Bauch fest. Am Montag kaufte ich ein Geschirrchen, mit dem ich ihn sicher befestigen konnte. Trotz Trichter kam sie an die Wunde und leckte daran. Laut Tierärztin musste ich darauf achten, dass sie die Fäden nicht zieht – das wäre dann eine Katastrophe bei dieser großen Wunde. Sie leckte aber nur daran und ich ließ sie machen.
Die Nacht verlief ruhig, beide schliefen friedlich auf der Couch. Micky bekam Tabletten – lt. Rechnung Baytril, ein Antibiotikum, die ich ihr mit Leckerchen verpackt verabreichte.
Am nächsten Tag war der Unterbauch, nicht die Nahtstelle direkt, sondern der Bereich darunter, ganz geschwollen und rot. Bei der Kontrolle am Tag darauf bekam Micky dagegen (es war ein abgesackter Bluterguss) eine Injektion (weiß nicht, was es war) und auch der Bluterguss verschwand innerhalb von ein paar Tagen. Die Wundverheilung verlief ansonsten problemlos und recht schnell. Mit ihrem Beinchen kam sie auch immer besser zurecht und nach 2 Wochen wurden die Fäden gezogen und der Trichter – der ungeliebte – durfte endlich ab. Von da an ging es rasend schnell bergauf, Micky wurde immer geschickter, spielte wieder sehr aktiv, stritt mit Sammy und sie wurde von Tag zu Tag aufgeweckter und verschmuster.
Das Laborergebnis
Als die Fäden gezogen wurden, bekam ich das Laborergebnis des eingeschickten Beinchens. Es handelte sich demnach um ein invasives Osteosarkom (=Knochenkrebs). Der kritische Bericht des Labors sagt aus, dass es sich um einen bösartigen Knochentumor handelt, der sowohl rezidivieren (= einen Rückfall erleiden) als auch metastasieren kann. Die Bösartigkeit habe er bereits durch die Vernichtung des Knochens unter Beweis gestellt, was zu pathologischen Frakturen (Brüchen) Anlass geben kann.
Ich musste den Bericht zuhause erst mal übersetzen, man versteht da erst mal nur Bahnhof. Die Aussichten standen/stehen also nicht so gut, die TÄ beruhigte mich aber und sagte, man müsse abwarten, ob Micky einen Rückfall bekommt. Sie habe aus diesem Grund das Bein schon recht weit oberhalb der Tumorstelle amputiert.
Trotzdem, als ich diese negativen Worte übersetzte, war ich zunächst wieder sehr geknickt und beunruhigt.
5 Monate nach der Operation
Im Juli war die OP, jetzt im Dezember, nach 5 Monaten also, geht es Micky nach wie vor sehr sehr gut. Sie ist unheimlich verschmust seit ihrer Krankheit. Gerade jetzt im Moment wieder liegt sie auf dem Schreibtisch neben mir auf den ausgebreiteten TA-Rechnungen und lässt sich verwöhnen von der Sonne und von meinen Händen. Ich taste ihren Körper oft ab und habe bis jetzt keine neue Stelle bemerkt – in der Hoffnung dass das so bleibt!
Das nächste mal müssen wir im Februar wieder hin, aber dann nur zum impfen – hoffentlich!!!
Micky hat einen behindertengerechten Kratzbaum bekommen, den sie liebt und sehr häufig benutzt - nebenbei bemerkt, auch Sammy liebt ihn. [font='Comic [adslot]first[/adslot]Sans MS'][/font]
Die Kosten
Ich zähle hier nur die Kosten der zweiten TÄ, da die erste Behandlung erfolglos war.
Die Kosten belaufen sich auf:
Untersuchungen mit Röntgenbildern gesamt: 114,72 Euro
Operation mit Narkose und Injektonen und Tabletten: 167,01 Euro
Gesamtsumme 281,73 Euro
Ich finde, das ist völlig okay. Und nun ja, man geht sehr weit für sein geliebtes Tier.
Mein Fazit
Ich würde die Entscheidung für diese OP jederzeit und immer wieder treffen und ich kann es nur jedem empfehlen. Micky hat nichts von ihrer Lebensqualität eingebüßt, sie ist zwar etwas moppeliger geworden, da sie nicht mehr ganz so aktiv wie früher ist, aber wer weiß, ob sie das nicht sowieso geworden wäre, wenn sie älter wird?? Ich sehe sie jeden Tag spielen und schmusen, sie ist aufgeweckt, sehr energisch, wenn es um ihre Bedürfnisse (Mama, Hunger!!!) geht und nun ja, auch manchmal streitsüchtig. Von wegen, die arme behinderte Mietze!! Nein, nein, sie haut manchmal dem Sammy aus dem Nichts eine runter, dass er erst mal gar nicht weiß, woher das kommt.....
Mein Rat für jeden bezüglich Tierärzten: ich war anfangs sehr naiv und gutgläubig, die Behandlung meines ersten Tierarztes habe ich 2 Monate mitgemacht und ich wage gar nicht, mich mit Unerfahrenheit zu entschuldigen. Ich bin deswegen sehr unzufrieden mit mir und weiß, dass mir das nicht wieder passieren wird. Auch Ärzte können irren! Sie sind ganz gewiss keine Halbgötter in weiß, auf die Laien wie ich vertrauen müssen. Micky, meine geliebte Maus, musste durch die Inkompetenz des TA viel zu lange mit ihren Schmerzen leben. Also: glaubt nicht alles sofort dem erstbesten TA, dem ihr über den Weg lauft! Und achtet auch auf einen sorgfältigen und liebevollen Umgang des TA mit dem Tier.
Fotos von Micky werde ich demnächst ergänzend hinzufügen – zur Zeit geht das nicht. Wir haben ein neues Betriebssystem und der PC erkennt die Digi nicht mehr und die Fotos sind auf einer CD, die er auch nicht mehr erkennt. Wir arbeiten daran....
Wer Fragen zum Thema Knochenkrebs und Bein-Amputation hat, kann sich jederzeit per PN an mich wenden.