Hallöchen!
Mein 10jähriges Persermäuschen Hermine lebt seit mittlerweile zweieinhalb Jahren mit der Diagnose HCM mit Sinustachykardie.
Das war ein Zufallsbefund, der während einer ganz normalen Routineuntersuchung festgestellt wurde. Natürlich sind wir dem sofort nachgegangen und seitdem ist Herminchen in regelmäßiger Behandlung, das Herz wird einmal pro Jahr geschallt und sie bekommt auch von Anfang an Atenolol 25mg (1/8 Tabl. pro Tag).
Wir sind bei der Kardiologin Fr. Dr. Niederhagen, deren Namen ich hier auch in anderen Threads schon öfter mal gelesen habe und die mit unserer Haustierärztin zusammenarbeitet.
Hermine ist (und war bisher immer) völlig symptomfrei *aufholzklopf*. Sie rennt unseren Catwalk rauf und runter wie ein junges Mädel, ist aktiv und aufmerksam, frisst für ihre Verhältnisse völlig normal (sie war halt schon immer ein Leichtgewicht) und hatte noch nie irgendwelche Schwierigkeiten bei der Atmung *nochmalaufholzklopf*
Trotzdem ich bin nicht so naiv zu denken, das würde nun immer so bleiben und darum will ich, so gut es geht, vorbereitet sein.
Ich arbeite in der außerklinischen (Human-)Intensivpflege, bin also nicht völlig unbedarft was schwere Krankheitsbilder angeht (gerade in Sachen (Be-)Atmung).
Hermine ist mein Ein und Alles.

Wir haben noch zwei weitere Katzen, die mir natürlich auch sehr am Herzen liegen, aber Herminchen ist meine Seele.
Sie kam vor 9 Jahren aus schlechter Haltung zu mir (die Leute waren damals u.A. mit der Fellpflege völlig überfordert, Herminchen war völlig verfilzt, hatte Kotreste überall und unglaubliche Angst vor den im Haushalt lebenden Hunden). Als sie zu mir kam war sie ein klapperdürres, verfilztes und vor Angst zitterndes Häufchen Elend.
In den ersten paar Tagen hat sie ausschließlich hinter meiner Waschmaschine gehockt, ich habe mir frei genommen, mich ins Badezimmer auf den Fußboden gehockt und ihr stundelang Bücher vorgelesen, damit sie sich an meine Stimme gewöhnt (das war die "Millenium Trilogie" von Stieg Larsson. Das werde ich nie vergessen.

)
Und dann kam sie eines Nachts zu mir ins Bett und hat sich sofort auf den Rücken geworfen und sich von mir durchkraulen lassen, während sie wie ein Hubschrauber geschnurrt hat.

Seitdem ist sie, auch wenn das seltsam klingen mag und ich natürlich auch engeren Kontakt zu anderen Menschen habe, meine beste Freundin.
Wir haben im Laufe der Jahre ein paar, auch für mich ziemlich schwierige Zeiten durchgemacht und hängen wirklich sehr aneinander.
Herminchen schläft seit 9 Jahren jede einzelne Nacht in meinem Bett. Sie kuschelt sich dann immer in meine Halsbeuge und liegt dann die komplette Nacht über ganz nah bei mir.
Sie redet auch mit mir.

Immer, wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, erwartet sie mich direkt an der Wohnungstür und beginnt mich anzumaunzen. Dann sage ich ein paar Worte zu ihr und sie maunzt zurück. Das sind richtige, echte Gespräche.

Wenn ich meine Schuhe anziehen möchte, finde ich oft Geschenke von ihr darin (Spielmäuse und Bälle).
Lange Rede, kurzer Sinn:
Ich liebe dieses Tier mehr als ich mit Worten ausdrücken kann, und als die Diagnose HCM kam, habe ich ihr hoch und heilig versprochen, dass ich nicht zulassen werde, dass sie irgendwann elend an einem Lungenödem erstickt oder mit starken Schmerzen an einer Thrombose stirbt.
Dieses Versprechen gedenke ich zu halten und wenn ich dafür, sagen wir mal, etwas unkonventionellere Wege gehen muss, dann werde ich das tun.
Unsere tierärztliche Versorgungssituation ist aktuell so:
Wir haben halt unsere Haustierärztin, mit ganz normalen Praxisöffnungszeiten in der Nähe und unsere Kardiologin ist nicht jederzeit greifbar.
Die nächste, mir bekannte Tierklinik ist in Recklinghausen - das ist eine
dreiviertel Stunde mit dem Auto (ich wohne in Wetter an der Ruhr)

. Die Adresse hängt immer sichtbar an der Pinnwand und die Telefonnummer im Handy gespeichert.
Wie es der Teufel so will, passieren die meisten Notfälle ja nun einmal Nachts oder am Wochenende und dann muss es schnell gehen. Die weite Anfahrt zur nächsten Tierklinik beruhigt mich dabei natürlich kein bisschen.
Seit Hermines Diagnose habe ich immer Torasemid (zum Entwässern) und Diazepam (das ist ein Angstlöser) im Haus.
Ja, ich weiß, dass man nicht selber herumdoktern sollte. Aber ich bin medizinisch kein vollständiger Laie und mein absolutes Horrorszenario ist, dass Herminchen irgenwann mitten in der Nacht oder am Wochenende akute Atemnot (und damit verbundene Todesangst) bekommt und ich sie in so einem Zustand dann noch eine Dreiviertel Stunde bis zur Tierklinik karren muss.
(Okay, das noch größere und absolut allumfassende Horrorszenario ist es, dass so etwas passiert während ich auf der Arbeit bin - aber in diesem Fall kann ich ja dann nun einmal nicht eingreifen

)
Sollte es wirklich irgenwann zu so einer Situation kommen, werde ich Hermine eigenmächtig medikamentöse erste Hilfe leisten, bevor ich mit ihr zur Tierklinik fahre. Sie wird mir jedenfalls nicht unter Todesangst ersticken, wenn ich das irgendwie verhindern kann.
Sollte sie eine Thrombose bekommen und nachts vor Schmerzen schreien, werde ich sie wohl gleich mit Diazepam einschlafen lassen.
Ja - ich bin mir der Folgen dieses Handelns und der Nebenwirkungen dieser Medikamente vollstens bewusst (genau so, wie ich mir bewusst bin, auf welche Art Herminchen irgendwann sterben könnte, wenn ich diese Mediamente nicht einsetzen würde).
Das mag jetzt alles furchtbar abgebrüht klingen, aber hinter diesem Text schlottern mir die Knie aus Angst vor dieser Situation.
Wie geht ihr mit dieser Angst vor dem "Tag X" um? Könnt Ihr das irgendwie verdrängen?
Habt Ihr Euch vorbereitet - und wenn ja, wie?
Manchmal wünschte ich mir wirklich, ich hätte nicht so viele Infos, kein medizinisches Hintergrundwissen und wüsste nicht was uns da wahrscheinlich erwartet. Dann könnte ich einfach in den Tag hinein leben und dann wäre die Zeit, die wir noch haben wahrscheinlich auch um einiges unbeschwerter.

Manchmal könnte Unwissenheit wirklich ein Segen sein.
Aber ich kann diese Diagnose einfach nicht ausblenden. Irgendwo sitzt sie immer und permanent in meinem Hinterkopf und es hilft mir zumindest ein kleines bisschen, mich auf den Tag X vorbereitet zu fühlen, so gut ich es eben kann.
Wie handhabt Ihr das denn?
Ganz liebe Grüße und in der Hoffnung auch in den nächsten 5 Jahren nur vorbereitet sein zu müssen,
Jenny