Heute nachmittag haben Wally und ich nochmal 100 Handzettel an die Nachbarn verteilt.
"Liebe Nachbarn,
bitte verzeihen Sie, wenn ich mich noch mal an Sie wende und um Ihre Hilfe bitte.
Es ist keine verunfallte Katze in Solingen gefunden worden, natürliche Feinde hat eine Katze hier in der Gegend nicht. Viele Katzen werden aus Versehen eingesperrt oder eingeklemmt und verhungern elend. Diese Vorstellung ist unerträglich.
Deshalb bitte ich Sie noch mal inständig, falls Sie ein Gartenhaus, einen Geräteschuppen, eine Garage oder einen Keller besitzen, wo sie nur gelegentlich reinschauen, nachzusehen, ob Jona vielleicht unbemerkt hineingelaufen ist und eingesperrt wurde. Bitte rufen Sie mich an, wenn Sie ihn auch nur sehen.
Vielen Dank für Ihre Hilfe."
Wir haben viele Wege abgeschritten und an viele Hütten geklopft und gerufen. Wieder Zuhause hatten wir gerade unser Abendessen verspeist, als ein Nachbar vom Doppelhaus nebenan klingelte. "Ich glaube Ihr Kater sitzt auf unserem Wohnzimmerschrank."
Wally und ich stürzten rüber, aber einen Katzenkorb hatte ich noch mitgenommen. Ich war so fest entschlossen nicht enttäuscht zu werden, dass ich es kaum zu hoffen wagte, aber ES WAR JONA. Total geduckt und traumatisiert hockte er auf dem Wohnzimmerschrank, der Nachbar sagte, er hätte ihn nur bemerkt, weil seine eigene Katze hoch geguckt hätte.
Er hat natürlich nicht drei Tage auf dem Schrank gesessen.
Aber es ist äußerst wahrscheinlich, dass Jona Donnerstag auf dem Weg nach Hause war, er muss über dieses Grundstück, um zu meinem zu kommen. Dann hat ihn vermutlich der Hund des Hauses, ein Boxer angegriffen (der Hund ist mit der eigenen Katze verträglich, jagt aber andere) und Jona hat sich durch die Katzenklappe ins Haus gerettet.
Ich weiß nicht, ob er die ganzen drei Tage in diesem Haus war oder ob es erst heute passiert ist, aber es spricht einiges dafür, dass er die drei Tage dort war. Er ist unverletzt und blitzsauber. Er hat abgenommen, ist aber nicht dehydriert, getrunken hat er, das zeigte schon der Riesensee, den er in die Box gemacht hat. Vielleicht vom Wassernapf des Hundes. Ich nehme mittlerweile schon an, dass er sich im Haus irgendwo versteckt hat und heute beim Versuch, sich rauszuschleichen, auf den Schrank getrieben wurde. Ich werde den Nachbarn mal fragen, ob sie irgendwo Katzenkot gefunden haben oder ob das Klo der eigenen Katze stärker frequentiert war als sonst.
Jona war relativ friedlich bis ich ihn in die Box sperrte, dann schrie er auf den 20 m nach Hause so gellend, wie er noch nie geschrien hat. Dabei kam dann auch das Riesenpipi in die Box, er war total am Ende.
Im Haus wurde es sofort besser, er ließ sich streicheln, rannte weg, fraß ein bisschen, rannte weg. Ließ sich aber immer wieder von Wally und mir kraulen, ganz dankbar und schmusig. Jetzt ist er auch schon zur Ruhe gekommen, schläft in meinem Bett.
Auf tiefste Verweiflung heute also das Happy End, Jonali ist wieder zu Hause. Seinen TA-Termin für Donnerstag für die Zahnsanierung werde ich stornieren, er muss erst mal sein Trauma verarbeiten.