Hallo Mehrkatze,
auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum!
Wenn Du nicht Balkon oder Garten katzensicher machst/machen kannst, bleibt Dir nur das Risiko. Eine Katze davon abzuhalten, in eine bestimmte Richtung zu gehen, ist illusorisch, das klappt nicht. Meiner Erfahrung nach gibt es einfach Katzen, die mit dem Verkehr zurecht kommen, und ander, die das leider nicht tun. Wenn man das früh genug bemerkt, kann man die letzeren ggf. doch einsperren bzw. absichern. Und trotzdem kann es auch eine erfahrene Katze erwischen.
Arradon und Smilla sind unsere beiden bisherigen Freigänger. Früher in meiner Kinder- und Jugendzeit hatten wir immer Freigänger, in 50m Entfernung war eine stark befahrene Straße, aber keine unserer Katzen wurde überfahren.
Arradon und Smilla durften das erste Mal raus, als wir in einem kleinen Ortsteil mit 1600 Einwohnern wohnten. Wir dachten, da kann so schnell nichts passieren, bis wir sahen, daß immer wieder Anwohner mit 70 durch unsere Zone30-Straße rasten. Als wir bei einem Spaziergang dann mal unseren Kater JENSEITS der Bundesstraße trafen, war ich auch erstmal panisch. Irgendwas absichern wäre überhaupt nicht gegangen, kein Balkon, Freigang nur über die Haustür und mehrere Mietparteien. Trotzdem ist nichts passiert. Auch dann nihct, als wir umzogen, in einen Ortsteil von Heidelberg und direkt an der sehr befahrenen Hautpstraße wohnten. Sie sind da zwar nicht drübergeangen, aber immer wieder "gucken". Ich hab allerdings bei beiden beobachtet, daß sie einen großen Respekt vor Autos hatten und sich immer verkrochen, wenn eins kam. Und daß sie sehr gut abschätzen konnten, ob sie es noch schaffen.
Hier schließlich wohnen wir in einem Wohngebiet am Berg mit Zone 30, wo leider auch oft sehr schnell gefahren wird. Es gibt hier viele Gärten, Wald, eine Burgruine mit viel interessantem Grund. Und leider sehr enge Straßen, an denen manchmal auf der einen Seite eine hohe Mauer und auf der anderen Seite Garagen oder ein Maschendrahtzaun sind, und kaum geparkte Autos tagsüber. Da muß es unseren Arradon erwischt haben, wenn er es war (wissen wir leider nicht sicher). Und zwar wurde er von einem Moped überfahren.... ein Fahranfänger war nciht sicher darauf, fuhr wohl etwas unregelmäßig, aber auch sehr langsam. Die Katze hat sich erschrocken, wollte weg, konnte wohl nicht so schnell, wollte auf die andere Seite und ist dem Fahrer vor die Räder gesprungen. Wenn es also unser Arradon war, dann ist ihm in all dem gefährlichen Verkehr fünf Jahre lang nichts passiert, und er war weit unterwegs, obwohl er kastriert war. Und ein langsames Moped ist ihm zum Verhängnis geworden....
Wenn man sich entschließt, seinen Katzen diese große Freiheit zu schenken, muß man mit dieser Angst im Herzen und dem Risko leben.
Das ist nicht einfach. Smilla darf weiterhin gehen, wohin sie will, und Lasse und Skrållan, die ja ab Freitag wahrscheinlich rausdürfen, sollen das ebenfalls dürfen. Auch hier ist der Garten nicht abzusichern. Wenn wir in einem halben Jahr oder so in unser neues Haus ziehen, haben wir hinten am Grundstück die Haupstraße des Ortes (wieder ein kleines Dorf) allerdings mit Böschung, Hecke und Mauer etwas abgetrennt. Wir wissen noch nicht, ob wir sie ganz frei laufen lassen oder den Garten absichern. Wenigstens haben wir dort vorerst keine Jägersorgen: der Besitzer der Jagd der Gegend ist ein über 80 Jahre alter Onkel meines Mannes, und auch mit späteren Nachfolgern werden wir uns vermutlich einigen können, da die Jäger in der Gegend keine Katzenfeinde sind. Davor hab ich nämlich genausoviel Angst.
Viele Grüße,
Neckarhex
Nachtrag: was ich noch wichtig finde, ist, daß eine Katze erst ab einem gewissen Alter ganz frei raus darf, sprich wenn sie schon etwas ruhiger geworden ist und etwas Lebenserfahrung hat, vor allem aber erst wenn sie kastriert ist. Bei Hauskatzen würde ich ca. ein Jahr sagen, bei Rassekatzen je nach Entwicklung auch erst später. Eine Zwischenlösung ist ev. kontrollierter Freigang. Das will ich bei unseren beiden "neuen" Freigängen probieren, da sie vorerst noch nicht gegen Katzenseuche geimpft werden können (sie hatten im Frühjahr Katzenschnupfen und dürfen erst wieder im Herbst geimpft werdne, sonst ist das Rückfallrisiko zu groß). D.h. ich werde sie nach den ersten ein, zwei großen Erkundungsgängen ganz am Anfang teilweise drin lassen, wahrscheinlich über Nacht nach der Abendfütterung.