Fegerchen
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Tom hat mir das Leben gerettet. Davon bin ich total überzeugt. Ich bin nicht spirituell angehaucht; ich bin eher der nüchterne Typ: ich jongliere beruflich mit Zahlen, Fakten, Steuererklärungen gehören zu meiner Freizeitbeschäftigung. Von Übersinnlichem halte ich nicht viel. Aber schon meine erste Begegnung zu Tom war nicht normal. Hier die Geschichte:
Das erste Mal begegnete ich meinem Kater Tom und seinem Bruder Jerry in der Tierarztpraxis. Ich saß mit meinem heißgeliebten Kater Feger im Wartezimmer und musste mich mit dem Gedanken vertraut machen, dass ich ihn einschläfern lassen muss. Seine Tumorerkrankung war nicht mehr aufzuhalten und er wurde immer schwächer. Neben mir saß ein älterer Mann, der zwei Winzlinge auf seinem Schoß hatte und mich immer wieder „nervte“: was ich doch für einen schönen Kater hätte, seine Zwei hätten doch so einen schlimmen Start ins Leben – beide wurden mit drei Wochen im November in einer Mülltonne fast verhungert und total unterkühlt gefunden - und und und. Ich hatte keinen Nerv für seine Annäherung, darum hielt ich mich sehr bedeckt. Das Erstaunliche war, dass ich diesen Mann später näher kennenlernen durfte und er ist alles als eine aufdringliche „Plaudertasche“. Im Gegenteil, er ist ein sehr zurückhaltender, schüchterner Mann.
Tom und Jerry hatten mich somit gefunden. Durch die Unterversorgung, was durch das Aussetzen in die Mülltonne verursacht wurde, erlitten allerdings beide einen schweren Herzschaden. Jerry überlebte mit vielen Medikamenten 6 Jahre, Tom geht es heute noch relativ gut. Inzwischen kam meine Maja dazu. Sie wird dieses Jahr 3 Jahre alt.
Aber warum ich diese Geschichte erzähle, ist eigentlich meine Brusterkrankung. Ich hätte keine Chance gehabt, wenn es Tom nicht gegeben hätte.
Ich bin eine schlechte Patientin und ich hasse Ärzte. Keine gute Kombination. Das führte dazu, dass mein letzter gynäkologischer Check im Jahre 2000 zurückliegt. Ihr lest richtig und ich habe mich nicht verschrieben: vor 14 Jahren habe ich mich das letzte Mal untersuchen lassen. Jetzt im Nachhinein schüttelt es mich. Wie konnte ich nur! Aber irgendwie wurde diese unsagbare Dummheit trotzdem mit Gesundheit beschert.
Ca. Februar dieses Jahres suchte mein Tom mal wieder ein gemütliches Plätzchen bei mir im Bett und stieg mit seiner Pfote auf meine Brust. Es tat kurz weh, aber das war sofort vergessen. Aber als der dumpfe Schmerz nicht verschwand, begann ich meine Brust abzutasten, weil ich Angst hatte, dass er mich vielleicht schlimmer verletzt haben könnte. Und da entdeckte ich ihn den Knoten. 6 Uhr, eine unmögliche Stelle. Später habe ich erfahren, dass nur 5 % der Frauen an dieser Stelle einen Tumor haben, also sehr schwer, ihn selbst frühzeitig zu finden. Auch ist das keine Stelle, auf die man so kurz „darauf tritt“. Die Stelle liegt so unmöglich tief unten, eigentlich unmöglich, darauf zu treten. Katerchen, du hast genau den richtigen Punkt gefunden.
Ich frage mich, wie hätte man ihn überhaupt rechtzeitig gefunden? Kein jährlicher Kontrollbesuch beim Gynäkologen (hab eine erste Backpfeife verdient), meine erste kostenlose Mammographieeinladung landete im Mülleimer (meine zweite Backpfeife wird schon fällig) und der Gedanke überhaupt mal zum Frauenarzt zu gehen, war weit weit weg. Kann man so doooof sein? Ja, man kann.
Mein Brustkrebs hat sich als ein aggressiver Typ erwiesen, der bereits in die Lymphgefäße gestreut hat, aber die Lymphknoten noch nicht erreicht hat. Was wäre passiert, wenn mein Tom nicht darauf getreten wäre? Ich möchte es mir nicht ausdenken. Muss auch gestehen, bei dem Gedanken packt mich jedes Mal die nackte Angst.
Für mich ist Tom mein Retter, mein Kater, der mir das Leben rettete. Ich bin total überzeugt, so wie ihn eigentlich gar nicht wollte und er sich trotzdem in mein Leben drängte und dann auch im richtigen Moment mir genau auf meinen Knoten trat, der eigentlich in Liegestellung gar nicht erreichbar war, das alles war für mich kein Zufall mehr. Dieser kleine unterernährter, kranker Kater, den niemand wollte, der mich auf so unmöglichen Weg fand, war nur für mich bestimmt.
