Danke für diesen Thread. Er spricht mir aus dem Herz. Ich lese auch immer die vielen, vielen Abschiedsthreads mit und jedes Mal schreit es in mir laut "so sinnlos, so traurig, so jung"
Es werden jährlich mehrere hunderttausend Katzen in D überfahren (da schwanken die Infos zwischen 300.000 und 600.000) und ähnlich viele Katzen (ca. 500.000) werden erschossen. Wobei Jedem klar sein dürfte, diese Zahl ist ganz gewiss mit einer riesigen Dunkelziffer behaftet, denn die wenigsten Jäger erschiessen Katzen und suchen dann den Besitzer, um ihm die "frohe Kunde" zu überbringen.
Dazu kommen dann noch die Gefahren durch Tierfänger und "nette Nachbarn", z.B. extreme Vogelfreunde, die meinen, Katzen rotten die Vogelwelt aus. Oder schlicht auch Nachbarn, die die blosse Anwesenheit einer Katze in "IHREM" Garten nicht ertragen und sich nicht mit Schimpfereien begnügen...
Oder auch schlicht Diebstahl von Privatpersonen "och, die find ich so süss, die nehm ich mit, die hat bestimmt kein Zuhause"
Dann gibt es noch die weiteren Gefahren / Tötungen, die zwar nicht direkt
durch "Menschenhand" erfolgen, die aber nicht weniger gefährlich und letztendlich oft tödlich sind :
- diverse Unfallgefahren, nicht gesicherte Pools oder Kamine oder Schächte, Baustellen, Silos, wo Katzen durch ihre leider so ausgeprägte Neugierde hineingelangen
- unbeabsichtigtes Einsperren in Garagen, Kellern, Gartenhäuschen - wo dann die Katze nur ein Schläfchen halten möchte und Jemand weiss das nicht und schliesst die Tür und fährt dann in Urlaub... Die meisten Katzen machen sich leider NICHT durch Miauen o.ä. dann bemerkbar, sondern hocken dort ganz ruhig und still, bis zum Schluss - werden teils selbst beim Durchsuchen der Räumlichkeiten nicht entdeckt
- Katzenkrankheiten, die tödlich sind und die sich ein Freigänger täglich bei seinem Freigang einfangen kann, wenn er den Kontakt zu einer kranken Katze hat wie FIV / Leukose usw.
Wenn ich lese, wie "alt" die meisten Katzen sind, die draussen sterben, ist es doch sehr erschreckend. Dabei muss man dann auch noch berücksichtigen, hier lesen wir ja nur DIE Vorfälle, wo die Katze gefunden wird - gewiss werden viele Katzen, die z.B. angefahren oder angeschossen werden, nicht gefunden, verkriechen sich irgendwo und sterben langsam und alleine und der Besitzer erfährt es nie und denkt, die Katze lief entweder weg oder wurde von Jemand mitgenommen.
Mittlerweile sind viele Katzenbesitzer so informiert, dass sie ihre Katzen erst nach Geschlechtsreife, Kastration und einer gewissen Zeitspanne im Anschluss langsam nach draussen gewöhnen, wenn sie Freigang geben wollen. Was sicherlich das Risiko ein kleines wenig verringert gegenüber einem Katzenkind, was noch viel unerfahrener ist.
Nur - im Umkehrschluss, wenn man mal davon ausgeht, dass der Grossteil der so jung verstorbenen Tiere (viele werden kein Jahr, die meisten höchstens 2 oder 3 Jahre, von denen man LIEST bei den Abschiedsthreads) alt werden durfte - dann stellt sich wirklich die Frage, ob es die paar Monate Freiheit
wert sind (als Beispiel) ?
Das muss jeder Katzenbesitzer selbst entscheiden, die Katze kann die Gefahren nicht einschätzen, sie ist einfach nur neugierig und genau diese Neugierde wird ihr so oft zum Verhängnis.
Ich denke, das ist mit die schwierigste und weitreichendste Entscheidung, die ein Katzenbesitzer treffen muss : "lass ich meine Katzen in den Freigang raus oder nicht". Wenn die Entscheidung dafür gefallen ist, dann ist sie nicht umkehrbar, zumindest nicht, wenn man seine Katzen dann über Monate / Jahre rauslässt, ist es kaum bis gar nicht möglich, sie wieder zu reinen Wohnungstigern zu machen. Es ist eine Qual für richtige Freigänger, sie dann auf einmal wieder "einzusperren".
Daraus wiederum ergeben sich dann wiederum viele zusätzliche Probleme bzw. können sich ergeben, die uns immer wieder im täglichen Kontakt zu Katzenbesitzern geschildert werden :
- man muss bei Umzug eine Wohnung / Haus finden, wo die Freigänger möglichst risikoarm wieder rauskönnen, das ist nicht einfach, gerade nicht, wenn ein Umzug schnell erfolgen muss durch berufliche Versetzung, durch Trennung vom Partner, durch finanzielle Probleme wie z.B. Arbeitslosigkeit, da ist dann oft die Katastrophe da - man muss ganz fix eine Bleibe finden, wo Katzen nicht nur vom Vermieter erlaubt sind, sondern wo die Wohnung dann auch noch im EG sein muss, bezahlbar sein muss, katzenfreundliche Nachbarn und verkehrsberuhigte Zone sein muss - das ist oft kaum darstellbar...
- wenn man eine seiner Katzen durch den Freigang "verliert" und trauert, kann man für die weiteren, die vielleicht noch da sind, nicht einfach entscheiden "ihr bleibt jetzt drin" - sondern muss weiter bangen, wann trifft es die nächste...
- wenn man feststellt, im Umfeld ist ein Katzenhasser, das kann ein Nachbar sein, gelangweilte Jugendliche, ein Vogelfreund, Jemand, der Angst um sein tolles Auto hat, dass da Kratzspuren wären oder oder - und es werden Drohungen ausgesprochen "entweder, Sie lassen Ihre Katze ab jetzt drinnen oder es passiert was" - dann bleibt nur, Katze einsperren oder umziehen...
Für mich ist "gesicherter Freigang" der Kompromiss, den ich für Dosenöffner und Katzen am Besten finde (nur meine persönliche Meinung !). Entweder in der Stadt eine schöne abgesicherte Terrasse oder Balkon, da haben die Pfötchen Frischluft, Sonne, Grün und es kann nichts passieren - oder - natürlich noch schöner, wenn möglich : ein abgesicherter Hof (Innenhof, ist meistens ganz einfach zu sichern) oder Garten oder ein Teil des Gartens.
Die Katzen haben dann eine "Mini"-Freiheit, können raus, aber nicht weg = die Gefahren sind ausgeschaltet.